Im Jahr 2023 wurde die Publikation „Zehn Empfehlungen für den Besuch von Kindern auf Intensivstationen“ von der European Society of Intensive Care Medicine (ESICM) als „Paper of the Year“ in der Kategorie „Nurses and Allied Healthcare Professionals“ ausgezeichnet. Diese Anerkennung unterstreicht die herausragende Arbeit von Maria Brauchle, Diplom-Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP) für Intensivpflege am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch, die das Projekt initiierte und zusammen mit DGKP Julian Rudolph maßgeblich vorantrieb.
Die englische Kurzfassung der Publikation konzentriert sich auf zehn zentrale Empfehlungen, die Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen unterstützen sollen. Diese Richtlinien richten sich sowohl an medizinisches Personal als auch an Eltern und Betreuer:innen, um einheitliche Besuchsregeln für Kinder zu entwickeln und umzusetzen. Die Empfehlungen behandeln unter anderem die Planung, Vorbereitung und Begleitung von Kinderbesuchen sowie die Bereitstellung kindgerechter Informationen und psychosozialer Unterstützung.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
An der Entwicklung der Empfehlungen war ein 33-köpfiges Expert:innenteam aus Österreich, Deutschland und der Schweiz beteiligt. Diese Publikation ist die erste ihrer Art im europäischen Raum, die von einer interdisziplinären Fachgesellschaft unter Mitwirkung von Expert:innen aus der gesamten DACH-Region verabschiedet wurde. Die Arbeit wurde über drei Jahre hinweg ehrenamtlich von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen entwickelt und erhielt finanzielle Unterstützung durch einen Forschungs-Förderpreis.
Die Empfehlungen sollen die häufig vorhandenen Bedenken gegenüber Kinderbesuchen auf Intensivstationen abbauen. Sie bieten Orientierungshilfen sowohl für das medizinische Personal als auch für die Angehörigen und erleichtern die Entscheidungsfindung in verschiedenen Situationen. Dabei wird besonderer Wert auf die Sensibilität und die individuelle Situation der Kinder gelegt, um deren Ängste zu minimieren und ihnen zu helfen, das Erlebte besser zu verarbeiten.
Pionierarbeit und zukünftige Entwicklungen
Das Team um Maria Brauchle und Julian Rudolph hat mit dieser Arbeit erneut Pionierarbeit geleistet, ähnlich wie bei der Einführung des „Intensivtagebuchs“ am Landeskrankenhaus Feldkirch. Die Publikation hat international Aufmerksamkeit erregt und bereits zu Kooperationsanfragen führender Einrichtungen in Großbritannien geführt. In Zusammenarbeit mit der Uniklinik Tübingen sind Evaluationsstudien geplant, die in den nächsten Jahren zu einer überarbeiteten Version der Empfehlungen führen sollen.
Zehn Empfehlungen für den Besuch von Kindern auf Intensivstationen
- Den Besuch von Kindern im interprofessionellen Team planen
- Elterliche Kompetenzen stärken
- Kindgerechte Information sicherstellen
- Den Besuch von Kindern vorbereiten, begleiten und nachbereiten
- Psychosoziale Unterstützung anbieten
- In palliativen Situationen besonders begleiten
- In Notfallsituationen eine kindgerechte Begleitung ermöglichen
- Führung – den richtigen Rahmen für Kinderbesuche schaffen
- Qualitäts- und Risikomanagement einbinden
- Den Kinderbesuch und Angehörigengespräche dokumentieren
Weitere Informationen zur Publikation und zu verwandten Projekten finden Sie online auf den Plattformen der ESICM und des Vereins „Intensivstation.jetzt“.